Der Welpen-Blues
Der Welpen-Blues ist weit verbreitet, aber kaum beschrieben. Was dahinter steckt und wie man darüber hinwegkommt, soll hier erläutert werden. Aber fangen wir ganz vorne an…
Endlich ist es soweit!
Endlich ist er da, der Moment, auf den man Wochen, Monate oder gar Jahre gewartet hat… Ein kleiner Welpe zieht ein und man könnte nicht glücklicher sein, nichts hat man sich sehnlicher gewünscht als einen neuen flauschigen Mitbewohner zu bekommen. Die Wohnung oder das Haus sind ausstaffiert mit Hunde-Zubehör: Betten, Leinen und Näpfe stehen bereit!
Die Freude ist groß
Der Moment der Abholung ist herrlich, man ist so aufgeregt, den kleinen Schatz im Arm zu halten und freut sich ihm sein neues Zuhause zu zeigen. Alles ist so schön in den ersten Tagen: Der Welpe schläft viel und ist überhaupt zuckersüß. Ja klar, man muss oft raus und das ein oder andere Malheur drinnen ist auch schon passiert, aber egal. Noch hat man Energie und geht für den kleinen Neuankömmling gern die Extra-Meile.
Die Ernüchterung
Doch plötzlich nach ein paar Tagen oder den ersten zwei Wochen setzt die Ernüchterung ein. Puh, das ist ja alles doch viel anstrengender als gedacht… Alle 1-2 Stunden in den Garten, durchzechte Nächte, wilde Tobereien im Wohnzimmer und Beißattacken in die Hände. So hatte man sich das aber nicht vorgestellt. Wo ist der liebe Welpe, der den ganzen Tag friedlich geschlummert hat?
Man fühlt sich ausgelaugt und kaputt, ist müde und genervt. Soll das jetzt etwa für immer so weitergehen? Hat man eventuell einen Riesen-Fehler gemacht? Kann man einen Welpen wieder abgeben? Was soll man jetzt bloß machen?
Willkommen im Welpen-Blues!
Vielen Ersthunde-Besitzern geht es so und es ist ganz normal, dass man nach einiger Zeit auf dem Zahnfleisch geht und seine Entscheidung einen Hund zu adoptieren hinterfragt. Wichtig: Man ist nicht allein und die Phase geht auch wieder vorbei! Die ersten Wochen mit einem Welpen sind einfach extrem anstrengend und ungewohnt. Man muss sich nicht mehr nur um sich selbst, den Haushalt und die Arbeit kümmern, sondern muss auch noch gefühlt 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche auf ein kleines Lebewesen aufpassen. Die Verantwortung ist riesen-groß und man fühlt sich leicht überfordert.
94,5% haben ihre Pudel-Anschaffung nicht bereut!
Stichprobe: 73 Personen befragt
Die Problemchen in den Griff bekommen
Nun heißt es Ruhe bewahren und die Baustellen nacheinander abarbeiten, alles auf einmal zu lösen, funktioniert eh nicht. Was ist einem also am wichtigsten: Stubenreinheit, allein bleiben oder nicht mehr in die Hände beißen? Man sollte sich Prioritäten setzen und sich auch über kleine Erfolge freuen. Für einen Welpen ist ja schließlich auch alles neu und ungewohnt. Er macht nicht mit Absicht auf den Teppich, man hat ihm einfach nicht rechtzeitig die Möglichkeit gegeben sich draußen zu erleichtern. Die meisten Probleme fangen bei einem selbst an, nicht beim Hund. Eventuell kann auch ein Hundetrainer helfen und gute Tipps geben.
Sich abwechseln gegen den Welpen-Blues
Auch kann es helfen sich die Betreuung des Hundes aufzuteilen. Einer übernimmt den Vormittag, der andere den Nachmittag, so kann der jeweils andere auch mal wieder entspannen und hat nicht das Gefühl ständig ein Auge auf den Hund werfen zu müssen. Wenn man sich ohne Partner oder Familie für einen Hund entschieden hat, ist es natürlich etwas komplizierter, aber vielleicht kann die beste Freundin oder der Bruder mal einspringen und einen halben Tag auf den Hund aufpassen. Selbstverständlich erst nachdem der Welpe die neue Bezugsperson ausführlich kennen und lieben gelernt hat und sich sicher fühlt.
Der Stress geht vorüber
Nach wenigen Tagen oder Wochen ist die Zeit des Zweifelns und der Welpen-Blues aber meist vorbei, man hat sich eingespielt, der Welpe ist stubenrein und überhaupt ist alles viel einfacher. Natürlich gibt es immer mal wieder Momente, in denen man am liebsten an die Decke gehen würde, aber auch das ist immer nur ein kurzer Augenblick. Die schönen Seiten werden ganz schnell überwiegen. Und wenn man diese erste anstrengende und fordernde Zeit gemeistert hat, möchte man seinen kleinen Schatz nie wieder hergeben. Man leidet beim ersten Wespenstich, ist stolz wie Oskar, wenn mal wieder ein neuer Trick nach nur einmal Üben sitzt und lacht, wenn der Hund mal wieder aufdreht und Quatsch macht.
Fazit Welpen-Blues:
Sehr viele Hundebesitzer kennen den Welpen-Blues, aber kaum jemand redet gern darüber. Auf Nachfrage hört man dann aber doch oft: „Oh ja, die ersten Monate waren schlimm.“ oder „Naja, ehrlich gesagt, ist er auch erst mit 2,5 Jahren ruhiger geworden.“
Uns ist es auch so gegangen. Wir hatten anstrengende Momente und haben an uns gezweifelt, aber wer diese Phase übersteht und den Hund nicht voreilig abgibt, der bekommt einen Freund fürs Leben!
Tipps zur Welpen-Erstausstattung hier!
Vielen Dank für euren Beitrag! Bei uns ist ein Kleinpudelwelpe vor einer Woche eingezogen. Der Welpenblues sucht nicht nur Menschen auf, die das erste Mal einen Hund adoptieren. Mein Partner und ich hatten schon Hunde. Er hat auch schon einen Welpen groß gezogen. Ich habe auch Welpenerfahrung und hatte eine dreijährige Husky-Dame bei mir aufgenommen, bevor sie ins Tierheim abgeben worden wäre. Wir wissen also um die Verantwortung, die Zeit und die Mühe. Und trotzdem: nach drei Tagen dachte ich, ich schaffe das nicht. Ich mache mir so viele Sorgen, ob wir das richtig machen und ob wir unserem Teddy gerecht werden. Meine Routinen und mein Wissen werden total auf die Probe gestellt. Ich fühle mich wie eine ungeduldige Anfängerin, die oft einfach ratlos vor diesem kleinen Fellknäuel steht, wenn es abends nur schwer zur Ruhe kommt, draußen einfach nicht Pipi macht – weil es spielt und seine Bedürfnis vergessen hat – weil es nicht frisst, wie man möchte, usw. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass eine Gelassenheit erst kommt, wenn man viele viele Welpen aufgezogen hat. Ich habe auch schlichtweg verdrängt, wie anstrengend die Welpenzeit sein kann. Die ersten Jahre sind vergleichsweise wenig, wenn ein Hund 14 Jahre alt wird. Danke für euren Beitrag, der dieses wichtige Thema sichtbar macht!
Antje
Den Blues hatte ich auch bei meinem damals schon erwachsenen Hund (aus dem Tierheim, 2 Jahre alt). Er war von Anfang an leichter zu handeln als gedacht und voll lieb. Aber in ungewohnter Umgebung ist er super nervös gewesen – leider bis heute. Besuche bei Verwandten waren für mich am Anfang purer Stress. Bei einem Cafè-Besuch mit äußerst peinlicher Bellattacke und umgekippten Stühlen dachte ich “ich bring’ ihn zurück!!!”. Das war das erste und einzige Mal. Habe mich ein bisschen dafür geschämt, für diesen Gedanken. Ich mute ihm solche Situationen seitdem nicht mehr zu, wenn es sich vermeiden lässt. Und ich habe versucht, meine eigene Vorstellung vom “gechillten Hund, der lieb überall mit hingeht und dann unbeeindruckt einschläft” zu überdenken. Jeder Hund ist eben anders.
Genau so ist es! Und dann kommen die spezifischen Eigenschaften der Rasse (Pudel: Aufgeweckt, neugierig, aktiv, hibbelig) noch mal mit hinzu.
Ich bin gerade unendlich dankbar, auf diesen Artikel gestoßen zu sein, weil ich mich darin so sehr wiederfinde… Bei uns ist vor einer Woche ein Zwergpudelwelpen eingezogen – und mir geht’s gerade alles andere als gut damit. Überfordert, angespannt, müde… Mir ging mehr als einmal der Gedanke durch den Kopf, einen Riesenfehler gemacht zu haben und ob es vielleicht am besten wäre, gleich jetzt ein neues Zuhause für das Fellknäuel zu suchen, gerade jetzt, wo er noch so jung ist und sich bestimmt woanders schnell eingewöhnen würde. Bei uns kommt hinzu, dass wir zwei Kinder im Kindergarten- und Vorschulalter zuhause haben und ich gerade ständig das Gefühl habe, keinem mehr gerecht werden zu können -weder Hund noch Kindern (ganz zu schweigen von meinem Job, wenn mein Urlaub nächste Woche vorbei ist…).
Nach langer Überlegung im Vorfeld, ob jetzt der richtige Zeitpunkt für die Erfüllung des großen Wunsches nach einem Hund ist, dem Wälzen unzähliger Bücher und Schauen zahlreicher Videos im Internet ist die Ernüchterung so unendlich groß… Dass es anstrengend wird, ja, das war mir bewusst, aber nicht, dass es diese Ausmaße annehmen würde.
Trotz allem macht mir dieser Artikel und die Kommentare etwas Mut, dass diese Phase wohl einfach dazu gehört, und dass es sich lohnt, sie zu überstehen…
Ganz lieben Dank für euren Beitrag, unser kleiner Schatz (der gerade mehr ein Teufel ist) wohnt seit 2 Wochen bei uns und durchlebt mit uns gerade den Welpen Blues. fühlt sich gerade an als wäre ich nicht vorbereitet und würde alles falsch machen. Bin froh, dass ihr so offen darüber geschrieben habt.
war grad echt am Verzweifeln… hab mich so auf den Welpen gefreut, aber es wird von Tag zu Tag schwieriger. Achterbahn der Gefühle….bin ich nicht normal, eine schlechte Hundemama…
bin echt dankbar für diesen Beitrag. hab vorher noch nie von Welpenbkues gehört.