Pudel: Wahre Energiebomben ohne zu ermüden?
Die Vorfreude ist groß, wenn man es in der heutigen Zeit (2021) geschafft hat einen Zwergpudel in apricot zu adoptieren. Perfekt organisiert wartet man Zuhause auf das neue Familienmitglied, hat womöglich schon einige Videos und Bücher zur perfekten Hundeerziehung gelesen und ist super motiviert.
Kaum ist der kleine Zwerg da, wird mit ihm oder mit ihr geübt und die ersten Grundkommandos sitzen schon schnell sehr gut. Kein Wunder, Pudel sind ja auch sehr intelligente Lebewesen und ihnen fällt es leicht neue Kommandos zu erlernen.
Dann aber die Ernüchterung nach einigen Wochen oder Monaten:
- „Mein Pudel will ständig spielen!“
- „Meiner ist das Exemplar Dauerstress!“
- „Der Durcacell-Hase kommt nie zur Ruhe…“
- „Es scheint so, als ob mein Pudel nie genug bekommt. Er fordert andauernd nach meiner Aufmerksamkeit und ist unermüdlich.“
- „Mein Pudel hat enormen Bewegungsdrang. Leine los und er rennt wie ein Windhund.“
- „Mein Pudel hat unfassbar viel Energie.“
Diese Aussagen hört man oft von Zwergpudel-Erstbesitzern und auch wir haben dieselben Erfahrungen gemacht.
49,1% finden, dass ihre Pudel besonders aufgeweckt und viel Energie haben
Stichprobe: 55 Leute befragt
Die Lösung ist theoretisch ganz einfach
Was kann man nun tun? Muss man immer noch eine Schippe drauf legen, damit der Zwergpudel so richtig ausgelastet ist? Anstatt zwei Stunden Spazierengehen vielleicht drei Stunden raus in die Natur?
Nein. Die Lösung ist einfacher als gedacht: Ruhe! So schwer es auch ist, einfach mal keine Beachtung schenken und man wird erstaunt sein, wie schnell der eigene Hund zur Ruhe kommt.
Ruhezeiten einführen
Ruhe zu halten ist mit das Wichtigste, was ein junger Hund lernen sollte, denn jeder Hund braucht viel Schlaf. Welpen und Senioren sogar bis zu 20 Stunden am Tag. Aber auch generell ist es wichtig, Welpen nicht permanent Aufmerksamkeit zu schenken. Ein Blickkontakt alleine genügt oft schon, um Bestätigung zu geben und den Welpen anzustacheln, damit er wieder aufsteht.
Was tut man also, wenn der Hund immer und immer wieder auf einen zukommt, einen anstupst oder anfängt zu winseln. Auch hier gilt die Regel: Nicht beachten, nicht streicheln, kein Leckerli geben.
Tipp: Verhalten, das Zuhause bereits auffällig ist, wird draußen durch Geräusche, Gerüche und Co. noch weiter verstärkt. Ein Hund, der sich Zuhause schon nicht entspannen kann, wird es draußen auf jeden Fall auch nicht können. Sobald aber der Hund das Verhalten in den eigenen vier Wänden, ohne Ablenkung verinnerlicht hat, fällt die Umsetzung auch draußen viel leichter.
Hier 3 Schritte zu mehr Entspannung im Alltag:
1. Entspannungsort aufbauen
Ein Entspannungsort kann eine Hundebox, ein Körbchen oder eine besondere Decke sein. Es ist auf jeden Fall ein Platz, mit dem der Hund Ruhe verbindet und auf dem er nicht gestört wird.
2. Entspannung konditionieren
Vorweg: Jeder Hund reagiert anders. Es gibt Hunde, die durch Berührungen hochfahren oder andere die sich sogar beim Bürsten entspannen können. Das Ziel der „erlernten Entspannung“ ist es, dass man z.B. mittels eines Wortes („Ruheeeee“) probiert den Hund in Stresssituationen wieder ansprechbarer zu machen.
Dazu baut man ein Signalwort in einer für den Hund sowieso schon entspannten Position auf. Liegt der Hund gerne in seinem Körbchen und hat die Augen fast zu, erwähnt man dann das Signalwort 4-5 mal. Dabei ist das Kommando wie eine Batterie zu sehen. Je häufiger man das Wort aufbaut, desto mehr ist die Batterie geladen. Wenn man dann in bestimmten Situationen das Wort nutzt, entleert sich die Batterie wieder ein wenig, bis man sie wieder in einer Entspannungsphase aufgefüllt hat.
Nach intensivem Üben steht einem nun das Signalwort zur Verwendung im Alltag zur Verfügung. Auch hier gilt es, das Signal erst in unaufgeregten Situationen anzuwenden und dann den Schwierigkeitsgrad Schritt für Schritt zu steigern. Es ist auf jeden Fall wichtig den Hund dabei zu beobachten, wie er mit der Situation umgeht. Erst den nächsten Schritt wagen, wenn der letzte richtig gut saß.
3. Entspannung in unterschiedlichen Räumen trainieren
Es ist wichtig, dass Entspannung nicht nur in einem Raum, sondern an unterschiedlichen Orten geübt wird. So lernt der Hund, dass es sich nicht nur um ein explizites Kommando in einem Raum handelt, sondern dass er überall Ruhe halten kann und soll.
Fazit:
Ruhe zu halten ist eine sehr wichtige Fähigkeit und es sollte von Anfang an hierfür trainiert werden. Auch wenn es extrem schwer ist seinen Hund nicht permanent anzuschauen und mit ihm zu spielen, es ist für die allgemeine Entwicklung wichtig, dass es auch genug Ruhephasen im Alltag gibt.
Danke für den Artikel zu den “Energiebomben”. Wir können das aus unserer aktuellen Erfahrung nur bestätigen. Je mehr man macht, umso wilder wird er ;-). Inzwischen machen wir gezieltes Abschalttraining, also Phasen in denen er außer Gucken nichts zu tun hat, z.B. auf einer Parkbank, im Auto auf einem Parkplatz oder auf in Pausen während Spaziergängen. Am schwierigsten ist es daheim, wenn er Ruhe halten soll während wir Essen oder so, aber auch das klappt immer besser. Noch schwieriger ist es, den süßen Kerl nicht dauernd anzuschauen. Auch daran arbeiten wir (!), aber es ist sooo schwer 🙂
Hehe, danke fürs teilen deiner Erfahrung! Ja, leider ist es gar nicht so einfach den kleinen NICHT anzuschauen. Weiß auch nicht, was sich die Natur dabei gedacht hat, so süße Lebewesen zu erschaffen, die man nicht mal anschauen darf 🙂
Meinen Pudelmix habe ich mit 2 Jahren aus dem Tierheim geholt und auch festgestellt, dass er total “wild” ist. Häufig liest man tatsächlich, dass man “solche Hunde” auslasten soll. Da genau liegt der Knackpunkt, denn es schaukelt sich schnell hoch, wenn man dann stundenlang Ball spielt.
Wir haben ihn anfangs überall mit hingenommen, und ich war ultra gestresst. Der Hund auch. Im Restaurant saß er japsend, winselnd und sich kratzend neben uns und hat nur auf den nächsten Reiz gewartet.
Jahrelang habe ich es dann vermieden, ihn ins Restaurant mitzunehmen.
Jetzt war ich diese Woche beim Hundetrainer. Es liegt alles an mir (was mir klar war, aber ich dachte immer, es wäre gut, ruhig mit ihm zu reden). Das ist falsch, denn für ihn bedeutet das “oh, jetzt redet sie wieder mit mir, jetzt passiert bestimmt gleich was Aufregendes!!!”. Im Restaurant war er es gewöhnt, dass ich ständig nach ihm schaue, ihn streichle, ihm Kaustange nach Kaustange ins Maul schiebe…
(Gleicher Fehler bei Hundebegegnungen, bei denen er immer mindestens an der Leine zieht oder zu kläffen anfängt: Ich habe immer verzögert, dann auf ihn eingeredet). Der Hundeprofi vom WDR sagt immer: “Bleibt bei Dir – Du gehst spazieren und der Hund darf mit, nicht umgekehrt”.
Seit ein paar Tagen habe ich meinen Umgang mit ihm geändert. Wir machen jetzt wirklich, was ICH möchte. Und alles mit Ruhe und ohne Gequatsche. Wenn er anfängt, sich “aufzubauen”, kommt ein Zssst! und ich gehe einfach weiter.
Ich hatte ihn nun in der Tierhandlung dabei, wo immer andere Hunde sind, er war mit im Restaurant und ich bin an fremden Orten Gassi gegangen. Ich habe versucht, ihn nicht dauernd zuzutexten, sondern nicht zu beachten (außer er hat etwas Erwünschtes getan, z.B. wenn er auf den Abruf gehört hat). Und was war? NICHTS!
Gestern der (frühere) Supergau: schwarzer Schäferhund in der Dunkelheit an der Leine. Ich: “Zsst” und weitergehen wie geplant. Und dann: Kein Kläffen, nicht mal ein Blick zum Schäferhund. Vor einer Woche noch unvorstellbar!
Kleine Dinge verändern manchmal alles!
mein Welpe ist 17 Wochen alt und läuft mir hinterher,wie kann man es schafen es abzuwöhnen?man sagte bleib keine Sekunde ist er wieder hinterher.